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"Die Vorstellung, mit der Bahn Gewinn machen zu können,
ist eine Illusion"Jürgen Heyer stellt "Fünf Thesen zur Schienenpolitik" vor
09.02.2001, Magdeburg – 20
- Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr
Ministerium für Wohnungswesen, Städtebau und Verkehr - Pressemitteilung Nr.:
20/01
Magdeburg, den 29. Januar 2001
"Die Vorstellung, mit der Bahn Gewinn machen zu können,
ist eine Illusion" Jürgen Heyer stellt "Fünf Thesen zur Schienenpolitik" vor
In Magdeburg findet heute eine Regionalkonferenz der Transnet-Gewerkschaft
GdED für ihre "Kampagne Verkehrswende" statt. Dabei stellt Sachsen-Anhalts Verkehrsminister
Jürgen Heyer "Fünf Thesen zur Schienenpolitik" vor:
" These 1: Wer die Mobilität auf der Straße sichern will, muss die Schiene
stärken.
Die wirtschaftliche Entwicklung Europas und die bevorstehende Osterweiterung
der Europäischen Union lassen einen Anstieg des Güterverkehrs um 50 Prozent
in den nächsten 15 Jahren erwarten. Das kann das Straßensystem auch bei noch
so großen Anstrengungen nicht auffangen, auch nicht mit zusätzlichen privaten
Investitionen. Wir müssen deshalb die Fehlentwicklungen aus der Verkehrspolitik
der letzten Jahrzehnte stoppen und den Verkehrsträger stärken, der die größten
Reserven hat: Das ist die Schiene.
These 2: Der Vorstand der Deutschen Bahn AG tut das Gegenteil: Seine Unternehmenspolitik
führt zur Schrumpfbahn.
Die Zukunftskonzepte der Deutschen Bahn AG für die Streichung defizitärer Linien
im Personenfernverkehr (MORA P), für den Rückzug des Güterverkehrs aus der Fläche
(MORA C) sowie für die Ausgliederung von Nebenstreckennetzen (Mittelstandsoffensive)
laufen darauf hinaus, im Interesse einer Gewinnorientierung des Unternehmens
alle verlustbringenden Tätigkeiten abzubauen oder auszulagern.
Diese Unternehmensstrategie geht zu Lasten der Länder, die wegfallende Fernverkehrsleistungen
durch Nahverkehrsbestellung kompensieren und die Nebenstreckennetze fast vollständig
alleine sanieren sollen. Sie geht zu Lasten der Nahverkehrskunden, weil in der
Fläche weitere Verkehrsangebote entfallen müssen. Sie geht zu Lasten der Eisenbahner,
deren Arbeitsplätze gestrichen werden. Sie geht zu Lasten der mittelständischen
Wirtschaft, deren Anschlussgleise gekappt werden. Und sie geht zu Lasten des
Steuerzahlers, der mit Milliardeninvestitionen in das Straßennetz die zusätzlichen
Lkw-Verkehre subventionieren soll. Damit steht diese Unternehmensstrategie im
Widerspruch zur Gemeinwohlverpflichtung des Bundes nach dem Grundgesetz.
These 3: Die Verantwortung, eine gemeinwohlorientierte Bahnpolitik durchzusetzen,
trägt die Bundesregierung als Eigentümerin.
Der Vorstand der Deutschen Bahn AG orientiert sich ausschließlich an seinen
aktienrechtlichen Verpflichtungen und ist für politische Zielvorgaben nicht
zugänglich. Nur die Eigentümerin der DB kann durchsetzen, dass die Geschäftstätigkeit
des Unternehmens den Interessen des Bundes und der Länder sowie dem gesellschaftlichen
Ziel einer dauerhaft tragfähigen, nachhaltigen Entwicklung des Verkehrssystems
nicht zuwider läuft. Die Regierungserklärung von Bundesverkehrsminister Bodewig
hat gezeigt, dass wir in den Zielen einer Meinung sind. Die Zeiten für eine
Verkehrswende sind günstig.
These 4: Die Vorstellung, mit der Bahn Gewinn machen zu können, ist eine
Illusion.
Der Reinvestitionsbedarf in die Infrastruktur (Schienen und Bahnhöfe) und in
das rollende Material ist dauerhaft so hoch, dass eine Bahn, die die öffentlichen
Mobilitätsbedürfnisse flächendeckend befriedigen soll, per se nicht gewinnbringend
betrieben werden kann. An einem Unternehmen, das sich nur auf wenige Filetstücke
zurückzieht, besteht dagegen kein öffentliches Interesse. Das Ziel einer Börsenfähigkeit
der DB sollte deshalb nicht nur zurückgestellt, sondern ganz aufgegeben werden.
Wenn die DB AG dagegen weiter ausschließlich auf Gewinnorientierung setzt,
können die Länder ihre Interessen nur noch durch die konsequente Schaffung von
Wettbewerbsstrukturen durchsetzen.
These 5: Wir brauchen einen neuen schienenpolitischen Konsens.
Die Verantwortlichen von Bund, Ländern und DB AG müssen jetzt eine schonungslose
Bilanz der bisherigen Umsetzung der Bahnreform ziehen: Welche Erfolge sind erzielt
worden? Welche ökonomischen, finanziellen und strukturellen Probleme sind neu
entstanden? Welche gesellschaftlichen Folgekosten drohen bei einer Fortsetzung
des eingeschlagenen Kurses? Welche Schlussfolgerungen muss die Politik für die
Fortsetzung der Bahnreform ziehen? Deshalb begrüße ich den Vorschlag eines Bahngipfels.
Bund, Länder und DB AG müssen den Versuch unternehmen, einen neuen schienenpolitischen
Konsens zu formulieren, auf dessen Grundlage wir die Schiene fit für das 21.
Jahrhundert machen können.
Wer nur auf die Autobahn setzt, landet in der Sackgasse. Ohne Eisenbahner gibt
es keine Verkehrswende, und ohne Verkehrswende gefährden wir die wirtschaftliche
Entwicklung ebenso wie die Zukunft unserer Umwelt."
Den Wortlaut der Rede entnehmen Sie bitte der Anlage.
Martin Krems
Dr. Jürgen Heyer MdL
Minister für Wohnungswesen, Städtebau und
Verkehr
Mit einer "Schrumpfbahn" kann
es keine
Verkehrswende geben
Redebeitrag zur Regionalveranstaltung
der Transnet-Kampagne
für eine Verkehrswende
Magdeburg, 29. Januar 2001
Seit Monaten werden Politik und
Öffentlichkeit mit neuen Meldungen aus dem Verkehrsbereich konfrontiert. Der
Anteil von Meldungen aus und über die Deutschen Bahn AG nimmt dabei einen breiten
Raum ein. Wie Sie alle hier im Saal wissen, trägt das gerade bei den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern des Unternehmens Bahn zu Verunsicherungen bei.
Es ist deshalb gut, dass die Gewerkschaft
Transnet mit dem heutigen Tagungsthema versucht, die Diskussion der letzten
Monate vom Kopf auf die Füße zu stellen. Das Problem vom Grund her aufzugreifen
bedeutet eben, über die gesellschaftliche Aufgabe des Transports, seine Organisation
und -besonders wichtig- über seine Zukunft zu sprechen.
Verkehr ist zwar auch ein Markt,
bei dem es um den Transport von Personen und Gütern geht. Gleichwohl umfasst
Verkehrspolitik nicht nur das wirtschaftliche Interesse der beteiligten Unternehmen.
Verkehrspolitik muss auch Mobilität sicherstellen; ihr kommt deshalb eine kaum
zu unterschätzende volkswirtschaftliche Bedeutung zu. In den letzten Jahren
sind der Personen- und insbesondere der Güterverkehr zu einem ernsthaften gesellschaftspolitischen,
aber auch ökologischen Problem herangewachsen.
Angesichts einer Konjunktur, die
zumindest im Westen unseres Landes wieder anspringt, haben die Zahlen über einen
zu erwartenden Verkehrszuwachs eine zentrale Bedeutung gewonnen. Ein Verkehrszuwachs
von 50 % im Güterverkehr in 15 Jahren ist schlichtweg eine wirtschaftliche Bedrohung
für unsere auf Mobilität ausgerichtete Gesellschaft. Die vor uns liegenden Probleme
werden wir mit dem bisherigen Verhalten der Politik - Augen zu und durch - nicht
annähernd lösen können. Verkehrspolitik ist vielmehr eine zentrale politische
Gestaltungsaufgabe geworden.
Das in den letzten Jahrzehnten
kontinuierlich gewachsene Transportaufkommen ist mehr und mehr vom Verkehrsträger
Straße aufgenommen worden. Im Jahre 1998 wurden mit Lkw 147,2 Millionen Tonnen
Güter in Sachsen-Anhalt transprotiert, mit der Bahn 29,0 Millionen Tonnen, mit
dem Binnenschiff 6,9 Millionen Tonnen. Das heißt: 80,4 Prozent der Güter wurden
auf der Straße transportiert, 15,8 Prozent auf der Schiene und 3,8 Prozent auf
Flüssen und Kanälen. Diese Mengenverteilung zwischen Straße und Schiene kann
so nicht bestehen bleiben oder ¿ und das bedeuten die neueren Pläne der DB AG
¿ gar noch zu Ungunsten der Schiene verändert werden.
Schon heute müssen wir feststellen:
Trotz aller Investitionen wird der Verkehrsträger Straße ¿ und an manchen Stellen
ist das schon jetzt so - flächendeckend an seine Grenzen stoßen. Kein Verkehrspolitiker,
kein Verband, der ernst genommen werden will, kann heute die Augen davor verschließen.
Gleichzeitig haben wir den Verkehrsträger
Schiene, dessen Kapazitätsreserven unzureichend genutzt sind.
Diese Entwicklung zugunsten der
Straße ist kein Zufall. Es ist ein Verdienst Ihrer Gewerkschaft Transnet und
ganz persönlich von Norbert Hansen, dass sich in der gesellschaftlichen Diskussion
die Erkenntnis festgesetzt hat, dass diese Entwicklung ganz wesentlich mit den
schlechteren Rahmenbedingungen für den Schienenverkehr zu tun hat. Die Tatsache,
dass die Bahn ihre Verkehrswege selbst erwirtschaften muss, verursacht Kosten
und ist damit gegenüber der Straße ein entscheidender Wettbewerbsnachteil.
Fairer Wettbewerb verlangt gleiche
Rahmenbedingungen. Sie wissen, dass ich mich bei der Diskussion um die Schwerverkehrsabgabe
für Lkw, die ab 2003 gelten soll, sehr frühzeitig von dem 25 Pfennig-Vorschlag
der Pällmann-Kommission abgesetzt habe. Der Grund war eine wichtige, aber oftmals
überhörte Aussage der Kommission, wonach mit den 25 Pfennig keinerlei Lenkungswirkung
eintreten würde. Wenn wir die Ebene der Sonntags- und Festreden in der Verkehrspolitik
verlassen wollen, müssen wir in die Entfernungspauschale mit einem Wert einsteigen,
der uns zumindest ansatzweise garantiert, Verkehre von der Straße auf die Schiene
zu lenken. An dieser Stelle gibt es keinerlei Meinungsunterschiede zwischen
Norbert Hansen und mir.
Wir brauchen im Verkehr keine neue
Steuer, wir brauchen eine Steuerung des Verkehrs. Es geht, um Ihr Tagungsthema
aufzugreifen, um die Wende in der Verkehrspolitik.
In den letzten Jahren haben wir
in Sachsen-Anhalt jährlich eine Milliarde DM für den Straßenbau ausgegeben und
werden das auch in diesem Jahr tun. Dabei werden wir das Ortsumfahrungsprogramm
mit hohem Tempo fortsetzen. Bei aller Anstrengung - und da gibt es auch finanzielle
Grenzen: Die Straßen werden nicht in der Lage sein, den prognostizierten Verkehrszuwachs
aufzunehmen.
Wenn wir dieses Zukunftsszenario
anerkennen - und ich sehe niemanden, der ernsthaft etwas anderes behauptet -
muss es das Ziel sein, Verkehr auf den Verkehrsträger zu verlagern, der mit
den meisten Reserven ausgestattet ist, und dass ist nun einmal die Schiene.
Die Bundesregierung hat es zu ihrem
zentralen verkehrspolitischen Ziel erklärt, zu einer Verlagerung gerade des
Güterverkehrs auf die Schienen zu gelangen.
All das lenkt die Aufmerksamkeit
auf die Frage: Ist die Deutsche Bahn AG auf diese Herausforderung vorbereitet?
Im achten Jahr der Bahnreform wachsen
die Zweifel, ob die Bahnreform richtig konzipiert war. Der gesetzliche Auftrag,
die Bahn schnell börsenfähig zu machen, musste angesichts der Milliardendefizite
schon bald zurückgestellt werden - und zwar auf unbestimmte Zeit. Die Diskussion
um die MORA-Vision des Bahnvorstandes, sich aus Teilen des Fernverkehrs zurückzuziehen,
offenbart einen weiteren Konstruktionsfehler. Die von der Politik gestellte
Aufgabe, sich als Wirtschaftunternehmen zu verstehen und auch so zu handeln,
verträgt sich nicht mit dem Gemeinwohlauftrag des Grundgesetzes, der sich freilich
nicht unmittelbar an die Bahn, sondern an den Bund richtet. Darauf haben die
Länder aus eigener Betroffenheit durch ihre Ministerpräsidenten sehr deutlich
hingewiesen.
Gewinnorientierung, Gemeinwohlauftrag
und Gestaltung der Verkehrswende hin zur Schiene sind Aufgaben, die immer weniger
unter ein Dach passen.
Der Bahnvorstand hat sich sehr
deutlich auf die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens konzentriert. Das Ergebnis
liegt jetzt in der Grundstruktur vor. MORA P und MORA C sind die Konzepte, die
die Bahn in die Wirschaftlichkeit führen sollen. Konzepte, die einem Schlangenei
gleichen. Noch ist das Reptil von einer dünnen Haut umgeben. Aber die Form ist
schon deutlich zu sehen. Es ist das Bild der "Schrumpfbahn"; der Rückzug aus
der Fläche.
Die Länder sollen Teile des Fernverkehrs,
das Interregionetz, übernehmen, d.h. bestellen. Die weniger wirtschaftlichen
Teilnetze des Nahverkehrs sollen danach als sog. Regionetze ausgegliedert werden.
Es ist zu befürchten, dass diesen unter dem Schlagwort Mittelstandoffensive
nur eine letzte Chance gegeben wird. Aber was ist das schon für eine Chance?
Ein Netz, das von der DB AG nicht wirtschaftlich betrieben werden kann, deren
Schienenweg aus einer durchgängigen Langsamfahrstelle besteht, wird kaum andere
Betreiber finden. Die mitgelieferte Lösung, die Länder sollen mit eigenen Mitteln
in die Sanierung einsteigen - und das immerhin mit bis zu 90% der Kosten - ist
doch wohl von wenig Realitätssinn geprägt. Es ist auch politisch schwer darstellbar,
für solche Strecken dann anschließend Trassenpreise an die Netz AG zu zahlen.
Ich erinnere daran, dass wir schon
jetzt im Nahverkehr kein neueres Fahrzeug auf dem Gleis haben, das durch das
Land nicht mitfinanziert worden ist.
Noch problematischer stellt sich
MORA C dar. Die Konzentration des Geschäftsfeldes auf Großkunden bedeutet an
vielen Orten einen Rückzug des Güterverkehrs aus der Fläche. Das mag, nimmt
man die betriebswirtschaftliche Perspektive der Bahntochter CARGO ein, noch
nachvollziehbar sein. Gleichzeitig bedeutet dies aber die massenhafte Verlagerung
von Gütern auf die Straße. Damit werden Kosten vom bundeseigenen Unternehmen
Bahn letztlich auf den Steuerzahler, d.h. auf die Allgemeinheit, verlagert.
Auf diese Weise wird betriebswirtschaftliches Kalkül zu volkswirtschaftlichen
Kosten umgewandelt.
Schon heute klagt die Bahn an anderer
Stelle, dass es sehr schwer sei, strategische Allianzen mit dem Straßengüterverkehr
zu schließen. Einmal auf LKW verladene Güter werden ohne Zwischenschaltung der
Bahn auch über große Entfernungen transportiert. Es ist zu befürchten, dass
das Konzept, Anschlussgleise durch zentrale Verladebahnhöfe zu ersetzen, diese
Tendenz noch verstärkt.
Eine solche Verkehrswende in die
falsche Richtung werden wir uns als Gesellschaft nicht leisten können. Das ist
die "Schrumpfbahn".
Sie haben sicher beobachtet, dass
die beiden süddeutschen Länder in dieser Situation einen Gesetzentwurf eingebracht
haben, der den Eigentümer Bund für die von der "Wegfallplanung" der DB AG betroffenen
Interregiolinien in die Bestellerverantwortung nehmen will. Ich halte diesen
Vorstoß für unausgereift und vom unmittelbar bevorstehenden Fahrplanwechsel
diktiert. Was er aber zeigt, ist die Interessenlage und Betroffenheit der Länder.
Angesichts unseren elementaren
Interesses, unsere Landeshauptstadt und Halle nicht vom Fernverkehr abzukoppeln,
hat sich Sachsen-Anhalt sehr frühzeitig in die Diskussion eingebracht. Ich bin
noch heute bereit, auf den Relationen nach Berlin ein Fernverkehrsangebot mitzufinanzieren.
Leider stößt dieses Mitfinanzierungsangebot bei der DB AG nach wie vor auf Ablehnung.
Ich glaube, vielfach wird bei der
DB AG verkannt, dass sich an den Stellen, an denen sich die Bahn zurückziehen
will, Wettbewerber auf den Plan treten. Das Interesse des Landes an Verkehrsleistungen
auf der Schiene gebietet es geradezu, diesen Wettbewerbern eine faire Chance
einzuräumen. Das bedeutet freilich, dass ein Teil der Finanzmasse, mit der wir
jetzt Verkehr einkaufen, nicht dem Unternehmen DB AG zugute kommen wird.
Dass uns solche Entscheidungen
nicht leicht fallen, können Sie aus unserem Vorgehen bei der Vergabe des Harznetzes
ersehen. Obwohl das Konsortium aus HSB und DB Regio sehr spät mit einer Offerte
auftrat, haben wir ihm eine Nachbesserungsfrist eingeräumt. Es ist vor allem
notwendig, die Abstimmung innerhalb der HSB-Gremien vorzunehmen. Ich will es
aber auch ganz deutlich sagen: Wir können mit DB Regio keinen Vertrag abschließen,
der eine Vertragserfüllung von der Bereitschaft der Netz AG abhängig macht,
die Gleise in einen befahrbaren Zustand zu versetzen bzw. zu erhalten. Hier
warte ich auf belastbare Verpflichtungen des Konzerns.
Die Verantwortung, eine gemeinwohlorientierte
Bahnpolitik durchzusetzen, trägt die Bundesregierung als Eigentümerin.
Der Vorstand der Deutschen Bahn
AG orientiert sich ausschließlich an seinen aktienrechtlichen Verpflichtungen
und ist für politische Zielvorgaben nicht zugänglich. Nur die Eigentümerin der
DB kann durchsetzen, dass die Geschäftstätigkeit des Unternehmens den Interessen
des Bundes und der Länder sowie dem gesellschaftlichen Ziel einer dauerhaft
tragfähigen, nachhaltigen Entwicklung des Verkehrssystems nicht zuwider läuft.
Die Regierungserklärung von Bundesverkehrsminister Bodewig hat gezeigt, dass
wir in den Zielen einer Meinung sind. Die Zeiten für eine Verkehrswende sind
günstig.
Die Vorstellung, mit der Bahn Gewinn
machen zu können, ist eine Illusion.
Der Reinvestitionsbedarf in die
Infrastruktur (Schienen und Bahnhöfe) und in das rollende Material ist dauerhaft
so hoch, dass eine Bahn, die die öffentlichen Mobilitätsbedürfnisse flächendeckend
befriedigen soll, per se nicht gewinnbringend betrieben werden kann. An einem
Unternehmen, das sich nur auf wenige Filetstücke zurückzieht, besteht dagegen
kein öffentliches Interesse. Das Ziel einer Börsenfähigkeit der DB sollte deshalb
nicht nur zurückgestellt, sondern ganz aufgegeben werden.
Wenn die DB AG dagegen weiter ausschließlich
auf Gewinnorientierung setzt, können die Länder ihre Interessen nur noch durch
die konsequente Schaffung von Wettbewerbsstrukturen durchsetzen.
Die Verantwortlichen von Bund,
Ländern und DB AG müssen jetzt eine schonungslose Bilanz der bisherigen Umsetzung
der Bahnreform ziehen: Welche Erfolge sind erzielt worden? Welche ökonomischen,
finanziellen und strukturellen Probleme sind neu entstanden? Welche gesellschaftlichen
Folgekosten drohen bei einer Fortsetzung des eingeschlagenen Kurses? Welche
Schlussfolgerungen muss die Politik für die Fortsetzung der Bahnreform ziehen?
Deshalb begrüße ich den Vorschlag eines Bahngipfels. Bund, Länder, DB AG und
Gewerkschaft müssen den Versuch unternehmen, einen neuen schienenpolitischen
Konsens zu formulieren, auf dessen Grundlage wir die Schiene fit für das 21.
Jahrhundert machen können.
Wer nur auf die Autobahn setzt,
landet in der Sackgasse. Ohne Eisenbahner gibt es keine Verkehrswende, und ohne
Verkehrswende gefährden wir die wirtschaftliche Entwicklung ebenso wie die Zukunft
unserer Umwelt.
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